Bevor ich meine Meinung zu dieser Sammlung an Kurzgeschichten preisgebe, möchte ich kurz erwähnen, dass ich zuvor noch keine Erfahrung mit solchen Werken gemacht habe. Ich war demnach zwar etwas skeptisch, wollte aber dem ganzen eine Chance geben. Benjamin hatte mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt und ich habe ohne den Klappentext zu kennen (also völlig ohne Vorahnung und Erwartungen) begonnen zu lesen.
Nachdem ich fertig war, wurde mir klar, dass ich Filme kenne, die auf Kurzgeschichten basieren bzw. ebenfalls solch eine Erzählstil haben. Ich liebe solche Filme total und war daher wirklich positiv überrascht von dem Buch und der Wirkung, die es auf mich hatte. Ich musste schmunzeln, war nachdenklich, hatte sogar kurz das Gefühl, dass ich weinen müsste, war erschrocken und letztendlich erfreut, dass ich das Buch zwischen meinen Händen hatte.
Die Kurzgeschichten selbst sind gut durchdacht. Es werden mit wenig Kitsch und in kurzen Kapiteln die Leben von zehn Personen durchleuchtet. Von der Unterschicht bis zu den Reichen ist alles dabei und man wundert sich, dass letztendlich doch alle Personen auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden sind – mal mehr und mal weniger. Man liest hier keinen Liebesroman, aber auch keinen Thriller. Es werden kurze Sequenzen des echten Lebens beleuchtet und wer nach diesem Buch nicht doch mal ein bisschen nachdenkt, sollte es direkt nochmal lesen.
Benjamin Winter hat bewiesen, dass er gut mit Worten umgehen kann und ich könnte mir vorstellen ein weiteres Mal in die Welt seiner Bücher einzutauchen. Tatsächlich lernt man durch das Buch auch Rom als Stadt etwas kennen und man fühlt sich dazugehörig, selbst wenn man noch nie diese wunderbare Stadt besucht hat. Die Geschichte des Geigers und seiner Geste hat mir besonders imponiert und ich war zu Tränen gerührt.
Eine klare Leseempfehlung von mir, denn es ist mal was Anderes und es sollten viel mehr Leute dieses doch recht selbstkritische Werk lesen. Allein das Cover konnte mich nicht überzeugen, aber das ist meine persönliche Meinung und nadelt dem Buch keinen Minuspunkt ein. Wenn man sein erstes Werk „Eine Partie mit dem Selbst“ ansieht, dann erkennt man die Zusammengehörigkeit direkt.